Erstellt man eine Gefährdungsbeurteilung oder untersucht Belastungen im Job, so treten oft nur die offensichtlichen, körperlichen Belastungen in den Fokus von Diskussionen. Jedoch haben gerade in den vergangenen Jahren die Auswirkungen der oft unterschätzten seelischen bzw. psychischen Belastung mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Was psychische Belastungen sind, welche Auswirkungen diese auf die Mitarbeitenden haben können und wie man den Weg zur Beurteilung dieser Belastung geht, möchten wir hier als knappen Überblick darstellen.
Psychische Belastung – Was ist sie und woher kommt sie?
Nach DIN EN ISO 10075–1 ist die psychische Belastung die Gesamtheit aller äußeren Einflüsse, die auf einen Menschen psychisch wirken, also „Denken, Fühlen, Wahrnehmen, Erinnern, …“. Hierbei können diese Belastungen in unterschiedlichen Bereichen auftreten. Die GDA (Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie) unterscheidet hierbei:
- Arbeitsaufgabe (Vollständigkeit der Aufgabe, …)
- Arbeitsorganisation (Arbeitszeit, Arbeitsintensität, …)
- Soziale Beziehungen (Zu Vorgesetzten und KollegInnen)
- Arbeitsumgebung (Lärm, Physische Faktoren, Arbeitsmittel, …)
- Neue Form der Arbeit (Zeitliche Flexibilisierung, …)
Psychische Belastungen sind unter Umständen in vielen Bereichen in der Arbeitswelt vertreten. Wird eine Person in einem oder mehreren Bereichen stark beansprucht, so entsteht eine psychische Belastung und damit eine Reaktion des Körpers auf diese Situation, welche sich in Form von Stress widerspiegelt.
Psychische Belastung – Die Wirkung auf den Menschen und Alarmsignale
Stress ist allerdings nicht gleich Stress. Man muss zwischen dem positiven Stress, welcher motivierend wirkt, und dem negativen Stress, welcher Ermüdung und gesundheitliche Schäden fördert, unterscheiden. Positiver Stress kann also durchaus zuträglich für das Arbeitsleben sein. Negativer Stress hingegen führt über kurz oder lang zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Wirkungen auf Stress können unter anderem sein:
- Psychische Beeinträchtigungen (Konzentrationsstörung, …)
- Herz-Kreislauf- Erkrankungen
- Diabetes
- Depression
- Angststörungen
- Burnout
Man sieht anhand der Wirkungen deutlich, dass sich eine psychische Belastung auch körperlich bemerkbar machen kann. Umso wichtiger ist es, frühzeitig Warnsignale zu erkennen und gegenzusteuern. Diese können sein:
- Lustlosigkeit, fehlende Motivation
- Erschwerte Konzentrationsfähigkeit
- Soziale Isolation
- Zunehmende Nervosität und Anspannung
- Erhöhte Reizbarkeit und Aggression
Psychische Belastung – Der Weg zur Gefährdungsbeurteilung
Laut Arbeitsschutzgesetz ist der Arbeitgeber verpflichtet die Belastungen/Gefährdungen am Arbeitsplatz zu beurteilen. Doch in diesem Bereich der Belastungen fällt eine zielführende Beurteilung meist sehr schwer. Grund dafür sind die unter Umständen sehr unterschiedlichen individuellen psychischen Voraussetzungen der Mitarbeitenden. Was für den einen bereits eine Überbeanspruchung darstellt und zu negativem Stress führt, ist für den anderen eher motivierend, also positiver Stress.
Wie lässt es sich also herausfinden, wie es um die psychische Belastung der Mitarbeitenden steht?
Eine gezielte Mitarbeiterbefragung ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Mit Hilfe anonymisierter und auf die verschiedenen Bereiche ausgerichteter Fragebögen kann eine Erhebung der subjektiven Empfindungen erfolgen. So erhält der Arbeitgeber einen ersten Überblick. Werden Auffälligkeiten bei der Auswertung sichtbar, kann eine weitere gezielte Mitarbeiterbefragung in diesem speziellen Bereich stattfinden.
Psychische Belastung – Schutzmaßnahmen
Sind die Ursachen nach einer Mitarbeiterbefragung bekannt oder zumindest eingegrenzt, müssen zielführende Schutzmaßnahmen zur Verminderung der psychischen Belastung gefunden werden. Je nach Bereich setzen hier meist organisatorische Maßnahmen an.
Treten beispielsweise im Bereich „Arbeitsaufgabe“ Belastungen auf, so könnten Maßnahmen wie die Möglichkeit von Arbeitsplatz- und Aufgabenwechsel oder die Unterbringung von Kurzpausen eine Reduktion des Stresslevels bewirken. Sind hingegen „soziale Beziehungen“ die Ursache, so finden sich Schutzmaßnahmen im Festlegen klarer Verantwortungs- und Aufgabenbereiche sowie zielgerichtete und regelmäßige Teambesprechungen wieder.
Wie auch bei der Gefährdungsbeurteilung ist das Festlegen von Schutzmaßnahmen oft nicht einfach. Damit diese auf die eigenen Mitarbeitenden ausgerichtet sind, empfiehlt es sich diese in den Findungsprozess von Lösungen mit einzubinden.
Hierbei stellen Sicherheitsbeauftragte ein wertvolles Bindeglied zwischen dem Arbeitgeber und den Mitarbeitenden im Arbeitsschutz dar.
Fazit
Das Gebiet „psychische Belastungen“ ist viel zu umfang- und facettenreich, um es in einem Blogeintrag ausgiebig zu behandeln. Fest steht jedoch, dass die Wurzeln von Stress sowohl in der Gestaltung des Arbeitsplatzes als auch in der betroffenen Person selbst zu finden sind. Deshalb ist eine Einbindung der Mitarbeitenden bei der Gefährdungsbeurteilung und der Suche nach Schutzmaßnahmen empfehlenswert.
Sie haben noch keine Sicherheitsbeauftragten oder wollen diese auffrischen?
–> Hier geht’s zu unserem Schulungsangebot
Haben Sie noch Fragen? Dann kontaktieren Sie uns gerne!
Bleiben Sie gesund!
Ihr Team der premeda-GmbH
Verwendete Quellen und nützliche Links:
ArbSchG
DGUV Information 206–026
VBG Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen
baua Handbuch Gefährdungsbeurteilung: Gefährdungsfaktoren
BGW Psychische Belastung und Beanspruchung
Bildquelle: https://pixabay.com/de/illustrations/frau-gesicht-mobbing-stress-scham-2775271/ (23.07.2022 ; 13:40)